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Warum wir unsere Selbstfürsorge vernachlässigen und was Glaubenssätze damit zu tun haben

Dr. Kerstin Foell • 28. April 2023

Was passiert, wenn du die Selbstfürsorge außer Acht lässt, was Glaubenssätze damit zu tun haben und wie du es schaffen kannst, sie zu transformieren


Erinnerst du dich an die Ansage im Flugzeug zu den Sauerstoffmasken? Sie lautet ungefähr so: “Ziehen Sie sich die Maske zuerst selbst über Mund und Nase, bevor Sie Kindern und anderen Mitreisenden helfen”.


Das hört sich ziemlich einleuchtend an: Sorge dafür, dass du selbst Sauerstoff zum Atmen und Leben hast. Denn dann erst kannst du für andere da sein, ob  beruflich oder privat. Es gibt ein Wort dafür: Selbstfürsorge!


Bei meinen Coaching-Klienten beobachte ich allerdings nur allzu oft das genaue Gegenteil,  eine völlige vernachlässigung der Selbstfürsorge. Insbesondere bei den High-Performern. Typische Muster:

  • Die eigenen Bedürfnisse werden hinten angestellt. Vorrang haben immer andere: der Chef, die Kinder, Partner/in, Freunde etc.
  • "Ich mache und tue und es bleibt einfach keine Zeit für mich selbst."
  • "Der Job nimmt mich so in Anspruch, die Umstände sind gerade widrig (hoher Krankenstand, Fachkräftemangel etc.). Wer soll denn dafür sorgen, dass alles läuft, wenn nicht ich?!"


Falls du dich darin wiedererkennst, ist es wahrscheinlich höchste Zeit, STOPP zu rufen. Und zu verhindern, dass sich deine Batterien tiefenentladen. Denn die Folge könnten ernsthafte physische oder psychische Probleme sein. Wahrscheinlich weißt du auch bereits sehr genau, dass du etwas ändern solltest. Doch du schaffst es einfach nicht aus deinem Verhaltensmuster heraus.


Warum schaffe ich es einfach nicht, selbstzerstörischeres Verhalten zu verändern?
Oft stehen dahinter Glaubenssätze, die wir schon als Kinder verinnerlicht und unser Leben lang wiederholt haben. Die hinderlichen Verhaltensmuster laufen automatisch ab, ohne dass wir uns ihrer bewusst sind. Glaubenssätze sind eng mit dem Selbstwertgefühl verknüpft. Ein häufiger Glaubenssatz lautet “Ich bin nichts wert”. Um uns ein Gefühl von Selbstwert zu verschaffen, tun wir alles – für andere oder für den Job. 

Emotionale Überlebensstrategien und ihre Downsides
So geht es vielen sehr erfolgreichen Menschen. Unbewusst wollen sie sich selbst und allen anderen beweisen, dass sie etwas wert sind. Das nennt sich “emotionale Überlebensstrategie". Damit ist die Art gemeint, wie ein Mensch mit seinem negativen Selbstwert-Gefühl umgeht. Eine emotionale Überlebensstrategie könnte lauten: "Ich bin wertvoll, weil ich unermüdlichen Einsatz zeige und immer wieder die Erwartungen anderer übertreffe”.


Das Problem dabei ist: Sobald du dein positives Selbstwert-Gefühl an externe Umstände knüpfst („ich bin wertvoll, WEIL …“), hast du dir selbst eine Falle gestellt. Denn dein Selbstwert ist nun untrennbar mit diesem Ziel verbunden. Und um ihn zu erhalten, gibst du alles und vernachlässigst dich selbst bis zum Umfallen.

Selbstfürsorge bedeutet hier zuerst einmal, dir solcher schädlichen Verhaltensmuster bewusst zu werden. Und zu überlegen, welche Glaubenssätze und emotionalen Überlebensstrategien dieses Verhalten befeuern könnten.


Gleiches gilt, wenn dir ein selbstzerstörerisches Verhalten bei Menschen auffällt, für die du Verantwortung  trägst. Die Mitarbeiterin, die einen tollen Job macht, aber sich keinen Tag Urlaub gönnt. Der Mitarbeiter, der zuverlässig jede Aufgabe meistert, aber abends immer viel zu lange im Büro bleibt, so dass er es nie schafft, seinen kleinen Sohn ins Bett zu bringen. Halte ihnen den Spiegel vor.


Schritte aus der Selbstzerstörungs-Spirale:

  1. Bewusstheit schaffen
  2. Verhaltensmuster erkennen und hinterfragen
  3. Glaubenssätze aufdecken
  4. Emotionale Überlebensstrategie ermitteln
  5. Transformation von hinderlichen Glaubenssätzen und emotionalen Überlebensstrategien
  6. Durch Dranbleiben und Wiederholung neue Denk- und Verhaltensmuster ausbilden und verfestigen


Was sind hinderliche Glaubenssätze und wie entstehen sie?

Glaubenssätze sind Aussagen über die Realität, die wir unbewusst für eine Wahrheit halten. Sie formen unser Verhalten, unsere Emotionen, unsere Einstellungen. Sie erzeugen eine Art Box, die das uns mögliche Verhalten bestimmt und limitiert und zu unerwünschten Verhaltensmustern führen, mit denen wir uns selbst das Leben schwermachen. Wenn wir uns dieser Mechanismen nicht bewusst werden, verhalten wir uns unser ganzes Leben hindurch entsprechend unserer Glaubenssätze. Wir schaffen uns Self-fulfilling Prophecies, unsere Wahrnehmung folgt den Glaubenssätzen („Ich sehe es, wenn ich es glaube“).


Glaubenssätze formen sich als (unbewusste) Interpretationen unserer Erfahrungen. Ein Beispiel: Als Kleinkind hast du um die Aufmerksamkeit deiner Eltern gebuhlt. Die Eltern haben dieses Bedürfnis immer wieder aus Zeitmangel abgelehnt. Sie mussten viel arbeiten, um die Familie durchzubringen. Es entstand der Glaubenssatz „Ich bin unwichtig“.


Wie wir durch‘s Leben gehen, hängt somit unter anderem davon ab, wie wir als Kleinkinder das Verhalten unserer Bezugspersonen interpretiert haben (ungefähr bis zum Alter von 6 Jahren). Die Bezugspersonen sind zwar Quelle der Glaubenssätze, aber nicht die Ursache – denn wir selbst haben die Interpretationen vorgenommen. Diese Erkenntnis ist eine wichtige Voraussetzung für die Transformation von Glaubenssätzen.

Wie funktioniert die Transformation limitierender Glaubenssätze?

Die Transformation hinderlicher Glaubenssätze ist ein komplexes Thema, doch sie ist machbar. Am besten geht das mit externer Hilfe, mit jemandem, der dir den Spiegel vorhält und die richtigen Fragen stellt, wie ein professioneller Coach. Der Schlüssel zur Transformation von Glaubenssätzen – wie zu jeder Art von Veränderung – ist Bewusstheit.


Um dir eine Idee zu geben, wie Glaubenssätzen im Coaching transformiert werden können, hier eine ganz grobe Beschreibung: Gemeinsam werden die Verhaltensmuster ermittelt und die zugrundeliegenden Glaubenssätze benannt. Dann identifizieren wir die vermutliche Quelle des Glaubenssatzes. Nun werden alternative Interpretationen erarbeitet. Im Idealfall folgt die Erkenntnis, dass der Glaubenssatz nicht in der Wirklichkeit existiert und du dich selbst als Urheber des alten Glaubenssatzes annimmst. Wichtig ist, nicht nur den Glaubenssatz, sondern auch die damit verbundene emotionale Überlebensstrategie aufzudecken und aufzulösen.


Du bist verantwortlich für dein Leben.

Es liegt an dir, dir selbst die Sauerstoffmaske überzuziehen.
Nimm das Steuer in die Hand. Du bist kein Opfer der Umstände, solange du dich nicht selbst dazu machst.

Happiness is a decision!


Hinter MINDYARD The Energy Crew stehen maßgeblich die Unternehmer, Aussteiger, Coaches, Trainer und Autoren Dr. Kerstin Foell & Robert Stolle. Mit jeder Menge Herzblut, Knowhow und Ideen verhelfen wir Menschen und Organisationen zu mehr Erfolg & mehr Erfüllung. Durch maßgeschneidertes Life & Executive Coaching, Führungskräfte- und Teamentwicklung, Consulting zu Leitbild & Unternehmenskultur, Personality Profiling, Online-Kurse und Bücher.

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