Menschen dabei zu unterstützen, glücklicher und erfüllter zu leben – das ist unsere Mission.

Die Frage, was ein glückliches, erfülltes Leben ausmacht, ist wohl so alt wie die Menschheit. Den Königsweg zum Glück gibt es nicht. Er ist so individuell wie wir Menschen. Dank der Glücksforschung gibt es inzwischen eine ganze Menge Erkenntnisse zum Thema. Sie sind Inhalt und Fokus meines wöchentlichen ENERGYLetters (seit mittlerweile 40 Wochen!).

An der renommierten Harvard-Universität in den USA läuft bereits seit 1938 eine Langzeit-Studie zur Glücksforschung, die Harvard Study of Adult Development. Die Forscher untersuchen, wie Lebensumstände, Erfahrungen, Einstellungen und Mindsets unser Wohlbefinden beeinflussen. Im Januar ist ein Buch zu den wichtigsten Erkenntnissen erschienen. Es heißt "The Good Life: Lessons From the World’s Longest Scientific Study of Happiness" von Robert Waldinger und Marc Schulz und ist bislang nur im englischen Original erhältlich.

Besonders ein Faktor erweist sich darin als zentral für unser Glücksempfinden. Er zieht sich wie ein roter Faden durch die Erkenntnisse aus 85 Jahren: Gute Beziehungen zu anderen Menschen.

Diesem Faktor haben wir in unserem Buch "PUR: Das Leben ist eine Reise, kein Ziel" ein ganzes Kapitel gewidmet. Als soziale Wesen sehnen wir Menschen uns nach Zugehörigkeit, Anerkennung und Liebe. Bindungen und Freundschaften sind essentiell für unser mentales und körperliches Wohlbefinden, senken das Stresslevel und verlängern das Leben.

Wir können also einerseits unsere Lebensqualität aktiv verbessern, indem wir unsere Beziehungen pflegen. Andererseits stellen uns diese Erkenntnisse als Gesellschaft vor große Herausforderungen, Stichwort zunehmende Vereinsamung. Den Harvard-Autoren zufolge könnte dies unter anderem daran liegen, dass in der westlichen Kultur vor allem Leistung zählt, auf Kosten unserer sozialen Beziehungen. Kann ein hochbezahlter, prestigeträchtiger Job, der kaum noch Quality Time mit Freunden und Familie lässt, auf Dauer glücklich machen?

Aus dem Buch hier ein paar Anregungen für die Stärkung deiner sozialen Beziehungen:

• Mache regelmäßig eine Bestandsaufnahme zum Status deiner sozialen Beziehungen – z.B. mit Hilfe einer Liste der Menschen in deinem Leben. Notiere die Art eurer Beziehung, wie ihr euch gegenseitig unterstützt und wieviel Zeit ihr miteinander verbringt.

• Mache dir bewusst, wie sich deine Bedürfnisse im Laufe deines Lebens verändern.
  Laut der Studie: profitieren junge Erwachsene von vielen eher oberflächlichen Beziehungen, indem diese ihnen helfen, den passenden Job oder eine Beziehung zu finden. Wenn wir älter werden, benötigen wir weniger, aber dafür intensivere Freundschaften zum Glück)

• Priorisiere deine Freundschaften und widme ihnen deine volle Aufmerksamkeit.
  Nimm dir Zeit für die Menschen, die dir wirklich wichtig sind – und vice versa. Und wenn du es tust, sei präsent, nicht mit den Gedanken woanders oder auf dem Smartphone!
  Wie du in sozialen Interaktionen "präsent" sein kannst? Zeige Neugier (auch und gerade bei Menschen, die du sehr gut zu kennen glaubst), höre aufmerksam zu, gebe deinem Interesse Ausdruck, zeige Zuneigung (da, wo es passt). So werden auch kurze Interaktionen bedeutsamer und wertvoller für dich und andere.

• Bei auftauchenden Schwierigkeiten, Überforderung oder sich anbahnenden Konflikten: Agiere reflektierend statt reflexhaft. Oft tendieren wir dazu, auf Autopilot zu schalten und uns von anderen zurückzuziehen oder sie verbal zu attackieren. Wirkungsvolle Bewältigungsmechanismen für Stress oder Wut sehen anders aus.
  Im Zuge aktiver Emotionsregulation können wir uns bewusst machen, dass es einen Raum zwischen Reiz und Reaktion gibt, den wir nutzen können (mehr dazu im Blogpost "Emotionale Reaktionen und ihre Konsequenzen in den Griff bekommen" vom 7. Februar 2023). Auf diese Weise kann es uns gelingen, weniger reaktiv zu sein und Herausforderungen besser zu meistern – ob zwischenmenschlicher oder persönlicher Art.

• Lass andere wissen, wieviel sie dir bedeuten. Zum Beispiel, indem du ihnen gegenüber deine Dankbarkeit zum Ausdruck bringst. Das geht viel zu oft im Alltagsleben unter.
  Ein wunderbares Tool dafür ist der Dankbarkeitsbrief, über den ich auch in PUR geschrieben habe. Richte ihn an eine Person, der du deine Dankbarkeit nie so richtig gezeigt hast – oder der gegenüber du sogar einen gewissen Groll hegst. Schreibe alles auf, was dir einfällt, wofür du ihr dankbar bist. Statt den Brief zu verschicken, schlägst du ein persönliches Treffen vor. Dabei liest du den Brief ohne Unterbrechung laut vor. Der Dankbarkeitsbrief hilft dir nicht nur, dir die guten Dinge im Leben bewusst zu machen. Er erinnert dich daran, dass sich andere um dich sorgen und dich wertschätzen. Durch den Besuch stärkst du eure Bindung – oder hauchst ihr neues Leben ein. Ich selbst habe einen Dankbarkeitsbrief an meinen Vater geschrieben, der am 4. März 2022 verstorben ist. Mir war vorher gar nicht klar, für wieviel in meinem Leben ich ihm aufrichtig dankbar bin. Uns beiden kamen die Tränen. Eine unvergessliche Erinnerung. Ich bin so froh, dass ich damals diesen Schritt getan habe.

Unser Glück hängt zu einem beachtlichen Teil von bewussten Handlungen ab – wir selbst haben es in der Hand. Zum Beispiel, indem wir unseren sozialen Beziehungen wieder mehr Raum in unserem Leben einräumen.

Happiness is a decision!

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